Cyber-Kriminalität ist zu einem festen Bestandteil des
 Internets geworden. Konzentrierten sich Virenprogrammierer anfangs noch rein
 amateurhaft und ohne wirtschaftliche Interessen auf das massive Versenden von
 Schädlingen, hat sich in den vergangenen Jahren das Web aufgrund der sich dort
 bietenden illegalen Geschäftspraktiken zu einem lukrativen Businessfeld für
 Kriminelle entwickelt. Allein in den USA betrug der wirtschaftliche Schaden
 durch Cyberkriminalität im Jahr 2006 über 50 Milliarden Dollar – Tendenz
 dramatisch steigend. 
Professionelle Strukturen
Dieser milliardenschwere, kriminelle Markt wächst nicht nur
 beständig weiter, er zeigt auch stets neue Facetten: Spionage, Erpressung,
 Identitätsdiebstahl, Kreditkartenbetrug, etc – die Absichten der Online-Diebe
 sind immer an eine finanzielle Schädigung der Nutzer gekoppelt. Der rasante
 Anstieg von illegalen Aktivitäten im Internet lässt sich durch die
 Professionalisierung der Cyberkriminalität sowie die Profitabilität erklären.
 Organisierte Untergrundbanden nutzen das Know-How von Computerexperten und
 spezialisieren sich auf nahezu allen Gebieten der Online-Kriminalität.
 Kriminelle Organisationen arbeiten nicht ausschließlich mit „Hackern“ zusammen,
 sondern kooperieren auch untereinander. Auf diese Weise entsteht ein
 hochkomplexes kriminelles Netzwerk und vielfältige Kooperationsmöglichkeiten.
 Während sich „Organisation A“ um die Programmierung sowie den Angriff an sich
 kümmert, stellt „Organisation B“ die Empfänger-E-Mail Adressen und die
 Server-Technologie zum Versand zur Verfügung. „Organisation C“ wiederum
 übernimmt die Geldwäsche usw. Entwickler beschränken sich oftmals darauf
 Malware zu programmieren, während sie von kriminellen Hintermännern vertrieben
 oder benutzt wird. Das illegale Geschäft mit dem Internet hat sich als
 erträglich erwiesen und lockt immer mehr Ganoven an, die den Online Malware
 Schwarzmarkt zum Boomen bringen. So hat sich aus den ersten Versuchen übers
 Internet kleinere finanzielle Gewinne zu generieren mit dem Entstehen einer
 lukrativen Ertragskette ein profitables Business Modell entwickelt. Das zeigt
 sich nicht nur anhand der immer raffinierter werdenden Malware-Muster, sondern
 auch an der Art und Weise wie diese untereinander ausgetauscht werden. Über
 eine einfache Suche im Internet kann jeder Kleinkriminelle an
 Trojaner-Baukästen, vermietbare Server, unzählige E-Mail-Adressen, etc.
 gelangen, die in verschiedenen Online-Foren angeboten werden. 
Malware – Preise und Leistungen
Wie in jedem etabliertem Geschäftsbereich gibt es auch hier
 einen Wettbewerb zwischen verschiedenen Anbietern von Tools und Services. Um
 sich von der Konkurrenz abzuheben, bieten viele Kriminelle sogar Preisrabatte,
 Testversionen, spezielle Angebote oder „Jahresversionen“ von Schädlingen an,
 die kostenfrei aktualisiert werden. So ergeben sich folgende Preislisten: Um
 einen Server für 10 Millionen zu versendende Spam-Mails zu mieten, werden ca.
 500 Dollar verlangt. 10 bis 20 Dollar kostet eine DDoS-Attack für eine Stunde;
 für eine Million E-Mail Adressen zahlt man um die 100 Dollar. Der Preis für
 Malware-Baukästen variiert je nach angebotenen Service. Beispielsweise:
– MPack, ein Tool, das nach Sicherheitslücken sucht und die
 entsprechenden Exploits installiert, ist 1.000 Dollar wert
– Limbo, ein Tool zum Verwalten von Bots, wird für 500
 Dollar angeboten, und
– der Trojaner-Baukasten Pinch kostet pro entwickelten
 Trojaner 30 Dollar
Weitere Geschäftsfelder
Neben der Malware-Verbreitung existieren vielfältige weitere
 „Geschäftszweige“. So können Gruppen beauftragt werden, die Botnetze
 kontrollieren, Kreditkartendaten und persönliche Informationen nicht nur
 ausspioniert, sondern direkt beim „Schnüffler“ gekauft werden und sogar
 Fälschungen von offiziellen Dokumenten, wie Reisepass, Arbeitserlaubnis oder
 Führerschein, in Auftrag gegeben werden. 
Wie weit die Reichweite verschiedener Gruppierungen und das
 Verhältnis verschiedener Untergrundorganisationen untereinander ist, ist
 unklar. Sicher ist jedoch, dass die meisten dieser Verbrecherbanden in
 osteuropäischen Ländern, und vor allem in Russland, lokalisiert sind. 
Angriffe auf Ministerien und Banken 
Die Professionalisierung von Online-Kriminellen geht zudem
 mit der Verlagerung von einer Massenverbreitung hin zu unauffälligen, gezielten
 Angriffen einher. Dabei werden bestimmte Unternehmen oder Personengruppen, wie
 Kunden einer bestimmten Bank, aber auch politische Einrichtungen attackiert. So
 wurden Ende April die Webseiten von Banken, Behörden, Polizei und Regierung in
 Estland mit einer DDoS-Attacke lahmgelegt. Das Pentagon war für einige Zeit im
 Juni offline, weil ein Hacker ins E-Mail-System eingedrungen ist und das U.S.
 National Security Department hatte bis dato mit 800 Hacking-Attacken,
 Infektionen und diversen Sicherheitsproblemen zu kämpfen. Dass Internet-Angriffe
 auch politische Dimensionen angenommen haben, zeigte sich u. a. als im August
 entdeckt wurde, dass zahlreiche Computer der Bundesregierung mit
 Spionageprogrammen aus China infiziert waren. Ebenso sollen chinesische Hacker
 auf Computer des US-Verteidigungsministeriums und auf britische
 Regierungsrechner zugegriffen haben. 
Aber auch eine positive Nachricht wurde im Juni bekannt
 gegeben: Nach einer sieben Monate währenden Polizeiaktion wurden in Deutschland
 111 verdächtige Personen festgenommen, die Lotto-Kunden mit angeblichen
 Lotterie-Gewinnen in die Internet-Falle lockten.
Weitere Informationen im Panda Security Malware-Bericht zum
 zweiten Quartal 2007:
http://pandalabs.pandasecurity.com/archive/PandaLabs-Quarterly-Report.aspx

