Mit der Einführung des neuen Outlook verfolgt Microsoft einen Ansatz, der sich technisch stark an den mobilen Versionen des Groupware-Clients orientiert. Die Anwendung basiert vollständig auf Webdiensten und bindet E-Mail-Konten über Microsofts Server ein. Dadurch werden sowohl Zugangsdaten als auch E-Mails an die Cloudinfrastruktur des Unternehmens übertragen. Diese Architektur führt erneut zu kritischen Rückmeldungen aus Fachkreisen, insbesondere im Hinblick auf Datenschutz und Kontrolle über lokale Daten.
Technische Grundlagen und Kritikpunkte
Die Funktionsweise des neuen Outlook ist bereits seit Ende 2023 bekannt und rief früh Sonderverwaltungen und Datenschützer auf den Plan. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik bewertet den verpflichtenden Cloudansatz weiterhin kritisch. Bereits Anfang 2023 zeigten sich ähnliche Verhaltensweisen unter macOS und auf mobilen Endgeräten, wo der Client E-Mail-Inhalte und Zugangsdaten über Microsofts Infrastruktur routet. Aktuell sorgt das Thema erneut für Aufmerksamkeit, da populäre Inhalteanbieter die Problematik aufgreifen und eine größere Zielgruppe erreichen.
Verfügbarkeit klassischer Alternativen
Für Nutzer, die eine vollständig lokale Verarbeitung ihrer E-Mail-Daten bevorzugen, bleibt klassisches Outlook weiterhin eine Option. Die klassische Version ist im Rahmen eines Microsoft-365-Abonnements oder mit Office LTSC 2021 noch bis Oktober 2026 erhältlich. Unter macOS besteht jedoch keine Möglichkeit zur Rückkehr zur vorherigen Variante, sobald das neue Outlook aktiviert wurde.
Mit Office 2024 LTSC wird Microsoft erneut eine Variante anbieten, die klassisches Outlook als Bestandteil enthält. Diese Ausgabe erhält nach derzeitigen Angaben fünf Jahre Support und wird sowohl für Windows als auch für macOS verfügbar sein. Der Einsatzbereich richtet sich vor allem an Umgebungen, in denen Office lokal betrieben werden soll und keine cloudbasierten Zusatzfunktionen benötigt werden. Laut Microsoft entfallen in dieser Version Echtzeitfunktionen zur Zusammenarbeit sowie KI-basierte Automatisierungsfunktionen und erweiterte Sicherheitswerkzeuge.
Thunderbird als mögliche Alternative
Eine weitere Entwicklung betrifft den Open-Source-Client Mozilla Thunderbird. Dieser hat sich in den vergangenen Jahren zunehmend zu einem funktionsreichen E-Mail-Client für professionelle Nutzer entwickelt. Mit der im November veröffentlichten Version Thunderbird 145 wurde erstmals eine allgemein verfügbare native Exchange-Unterstützung eingeführt. Diese deckt derzeit den Bereich der E-Mail-Kommunikation ab.
Der Entwicklungsplan sieht jedoch eine schrittweise Erweiterung der Exchange-Funktionalität vor. Dazu gehören die Integration von Kalender- und Kontaktfunktionen sowie die perspektivische Nutzung der Microsoft-Graph-API. Derzeit arbeitet Thunderbird noch mit der EWS-API. Die Entwickler der Mozilla-Foundation planen, wesentliche Erweiterungen bereits im ersten Quartal 2026 bereitzustellen. Damit könnte Thunderbird langfristig zu einer vollwertigen Alternative für Nutzer werden, die eine lokal kontrollierte Infrastruktur bevorzugen.
Ausblick
Die technische Ausrichtung des neuen Outlook markiert einen deutlichen Wandel hin zu cloudzentrierten Arbeitsmodellen. Gleichzeitig wächst der Bedarf an Lösungen, die lokale Datenhaltung und Transparenz in den Vordergrund stellen. Die kommenden Jahre werden zeigen, ob klassische Outlook-Versionen und Alternativen wie Thunderbird diesen Anforderungen ausreichend begegnen können.

